Münstermann Festival 2025

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Selbst in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges – und das sind auch die Schaffensjahre des Bildhauers Ludwig Münstermann – fanden an den Höfen der protestantischen Fürsten des Deutschen Reiches prächtige und aufwendige Festlichkeiten statt, insbesondere zu den Hochzeiten verbündeter Häuser.

Auf Schloss Hartenfels in Torgau wurde im Jahre 1627 die Vermählung des hessischen Landgrafen Georg II. mit der sächsischen Prinzessin Sophie Eleonore gefeiert. Der Brautvater, Kurfürst Johann Georg I., beauftragte zu diesem Anlass seinen berühmten Hofkapellmeister Heinrich Schütz mit der Komposition eines neuen musiktheatralischen Werkes, genannt „Oper“, das alle darstellenden Künste – Sprache, Gesang, Architektur und Malerei – vereinen sollte und gerade in Italien sich zu entwickeln begann. So entstand „Dafne“ als erste deutsche Oper. Sie wurde ohne besondere Resonanz nur ein einziges Mal aufgeführt und geriet in Vergessenheit. Allein das Textbuch von Martin Opitz blieb erhalten; doch nach der erfolgreichen Rekonstruktion der Musik in den letzten Jahren konnte die „Dafne“ wiederholt mit großer Anteilnahme an verschiedenen Orten zur Aufführung gebracht werden.

Die Initiatoren des Münstermann-Festivals sind allesamt leidenschaftliche Hörer, Verfechter und selbst prominente Macher im Bereich der Alten Musik. Nach ihrer Vorstellung sollte die Musik Münstermanns Werke in ihrem zeitgenössischen künstlerischen Zusammenhang dem Publikum neu erschließen.

So entstand die Idee einer Wiederaufführung der „Dafne“ am Oldenburger Hof, anlässlich der damals langersehnten Hochzeit des Grafen Anton Günther im Jahre 1635. Ein Bühnenbild nach dem Vorbild des Rodenkirchener Altars von 1629 schien uns ein ideales Motiv. Auch wenn diese Idee aus Kostengründen aufgegeben werden musste, so kann die realisierte Aufführung im historistisch-manieristischen Festsaal des Schlosses die Absicht verwirklichen, die überregional vernetzte nordeuropäisch-protestantische Kunst- und Kulturlandschaft vor Augen und Ohren zu führen. Schütz selbst wurde schließlich in den folgenden Jahrzehnten von König Christian IV. von Dänemark eingeladen, die dortigen Hochzeits-Festmusiken zu gestalten.

Ein solches Projekt konnte nur durch das Zusammenspiel vieler Partner möglich werden. Die beteiligten Produzenten – darunter die Münstermann-Gesellschaft, das Landesmuseum und Forum Neue Kunst – haben ihre Kräfte gebündelt, um dieses Festival zu realisieren. Eine besondere Rolle spielte dabei Forum Neue Kunst, das wesentliche künstlerische und organisatorische Strukturen geschaffen und die Kooperation aller Beteiligten ermöglicht hat.

Dank der inspirierenden Arbeit der musikalischen Leitung Veronika Skuplik entstand zudem eine ganze Konzertreihe, die in ausgewählten Münstermann-Kirchen aufgeführt wird. Zwischen Altären, Kanzeln und Taufbecken erklingen dort Werke, die in den Jahren ihrer Entstehung komponiert wurden. Begleitende Texte zu Bildwerken und Musikprogrammen werden die Zuhörer informieren und einstimmen – ein Eintauchen in eine Epoche, die uns vertrauter und lebendiger erscheint, als wir vielleicht vermuten.

Die künstlerische Leitung des Festivals liegt bei Nicholas Tamagna, international renommiertem Countertenor und ausgewiesenem Barock-Spezialisten. In seiner Funktion als Erster Vorsitzender von Forum Neue Kunst hat er gemeinsam mit den Partnerorganisationen das Konzept des Festivals entscheidend mitgestaltet. Seine umfassende Erfahrung im Bereich der historischen Aufführungspraxis bringt er nicht nur in die Leitung ein, sondern auch unmittelbar auf die Bühne: Als Sänger freut er sich darauf, selbst in der „Dafne“ aufzutreten und so die Brücke zwischen künstlerischer Leitung und praktischer Umsetzung zu schlagen.

Ein drittes künstlerisches Feld öffnet sich durch die zeichnerisch-malerischen Arbeiten der in Oldenburg lebenden Künstlerin Katrin Schöß. Sie werden in einer Sonderausstellung im Pfeiler-Rund der ehemaligen Hof- und Residenzkirche St. Lamberti gezeigt. Da ihre Werke beim Betrachter spontan musikalische Assoziationen, vor allem tänzerischer Natur, hervorrufen, lag der Gedanke nahe, diese mit einer der wohl inspirierendsten Kompositionen der Münstermann-Zeit zu verbinden: der „Terpsichore“ von Michael Prätorius. Dieses 1612 gedruckte Werk enthält über 300 Tanzsätze für wechselnde Instrumente – Musik, die vermutlich auch auf der berühmten Compenius-Orgel von 1610 gespielt wurde, einem Konzert- und Tanzmusik-Instrument, das Herzog Heinrich Julius bei dem bedeutendsten Orgelbauer seiner Zeit in Auftrag gab.

Umso passender erscheint es, dass GMD und Lamberti-Organist Tobias Götting ausgewählte Terpsichore-Sätze im Rahmen der Ausstellung auf der Orgel darbieten wird – ein außergewöhnliches Hör- und Seherlebnis, das Musik, Bildende Kunst und Raum auf einzigartige Weise miteinander verbindet.